Ein kurzer Rückblick auf das Jahr 2006 in der deutschen Presse, genauer auf Verfehlungen und Fehlereingeständnisse. Überraschend war sicherlich, dass die Bild-Zeitung sich eine
regelmäßige Korrekturspalte auf Seite 2 gönnte, auch wenn sie offenbar häufig nur zur Fehler-Kosmetik verwendet wird oder sie als geeigneter Ort gesehen wird, auch mal Fehler anderer Zeitungen darin zu thematisieren.
Das allgemeine Korrekturverhalten in der deutschen Presse hat sich aus meiner Sicht indes nicht groß verändert, von einer Selbstverständlichkeit ist noch nicht zu sprechen…spannend finde ich zunehmend die Frage, wie sich online institutionalisierte
Lösungen wie die der Korrekturspalte entwickeln werden.
DER ÜBERBLICK
Totgesagt und nicht gestorben
Leider wurden wieder einmal Menschen frühzeitig in den Tod verabschiedet, bundesweit bekannt wurde der Fall
Birge Schade um eine falsche Meldung des Tagesspiegel, im Regionalteil der Süddeutschen Zeitung fand sich ebenso
eine Korrektur, die die fälschliche Meldung eines Todesfalls bedauerte.
Berichtigung
Aufgrund eines Missverständnisses war im Artikel „Aus Bildern entstehen Predigten“ vom Freitag bedauerlicherweise zu lesen, dass der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick im Jahr 2000 verstorben sei. Glücklicherweise jedoch ist Schick – seit 2002 Erzbischof von Bamberg – nach wie vor am Leben und erfreut sich bester Gesundheit.
Der Leipziger Fotograf Günter Rössler war sicherlich ebenso wenig begeistert aus der SUPERillu über sein Ableben zu erfahren. "Der letzte Akt ist vorüber" titelte das Gossenblatt.
Als der Fehler bemerkte wurde, veröffentlichte das Blatt online eine Richtigstellung:
RICHTIGSTELLUNG
Liebe Leserinnen und Leser der SUPERillu,
aufgrund einer Fehlinformation wird in der SUPERillu 17/2006 auf Seite 82 über das Ableben des Fotografen Günter Rössler informiert. Die Meldung hat sich als nicht zutreffend herausgestellt - zum Glück lebt Herr Rössler. Einzelheiten veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe. Für den bedauerlichen Fehler in der aktuellen SUPERillu entschuldigen wir uns bei Herrn Rössler und allen Lesern.
Ätsch.
Zu Anfang des Jahres begeisterte mich die
Aktion des Bundes Deutscher Juristen, die es schafften SPIEGEL ONLINE und AFP mit angeblichen Folterforderungen Wolfgang Schäubles hineinzulegen. Die Frankfurter Rundschau und dpa wurden Opfer einer
vermeintlich anstehenden Theaterinszenierung von Regisseur Leander Haussmann.
Weitere Tiefschläge:
- große Gegendarstellungen auf der Titelseite:
Heide Simons in der Bild-Zeitung und
Ursula von der Leyen beim Berliner Kurier
-
Fotoauswahl beim Spiegel
-
Die Korrektur einer Korrektur bei der Main-Post Würzburg
- Sorry, Sorry, Sorry – Offenbarungs(l)eid bei der Boulevard Würzburg:
Anke Endres ist nicht Elke Weber und der
fehlerhafte Fitness- Test
- Die neue Freundin von Boris Becker und das Namensraten in der Bild-Zeitung.
"Viele Zeitschriften und Zeitungen, auch BILD, berichteten: Sie heißt Jennifer Sheppard (35), kommt aus Florida. Jetzt stellt Boris schmunzelnd gegenüber BILD klar: „Liebe Leute, da hat sich tatsächlich ein Fehler eingeschlichen. Die 35jährige Jennifer ist in Wirklichkeit die 29jährige Lilly.“
- Unmöglich platzierte Werbung. Bild aus der Landeszeitung Lüneburg.
Und deren anschließende Richtigstellung.
- Und natürlich nicht zu vergessen:
die gesammelten Korrekturen...