Totgesagt und nicht gestorben
Es kommt immer wieder vor, dass in Zeitungen Nachrufe erscheinen, obwohl die Person noch gar nicht gestorben ist. In diesen Fällen ist die Presse ihrer Zeit einmal wirklich voraus, sie ist schneller als der Tot erlaubt.
Im Dezember 1995 meldete beispielsweise die Süddeutsche Zeitung den Tod des Professors Albert Görres und widmete ihm einen langen Nachruf. Dort hieß es unter anderem: „Professor Albert Görres war Ordinarius für medizinische Psychologie und Psychotherapie an der TU München. Er ist nun, nach 77 Lebensjahren, gestorben, geduldig bis zum Tode.“ Nur: der Professor war zu dem Zeitpunkt zwar schwer erkrankt, aber am Leben.
Der Artikel war bereits im Voraus geschrieben worden, eine Redakteurin setzte ihn dann versehentlich und verfrüht ins Blatt.
Am nächsten Tag folgte dann die Entschuldigung:
Als Folge eines Irrtums war gestern auf dieser Seite ein Nachruf auf Albert Görres, den emeritierten Ordinarius für medizinische Psychologie und Psychotherapie an der Technischen Universität München, zu lesen. Die Redaktion bedauert dieses Versehen zutiefst. Professor Görres, der an einem schweren Leiden erkrankt ist, befindet sich in der Obhut seiner Familie in München. Der Erkrankte selbst nahm den Nachruf gelassen auf und kommentierte die Fehlleistung mit den Worten "Daß dies ausgerechnet einem Psychoanalytiker widerfahren ist..."
Tatsächlich verstarb Albert Görres am 03. Februar 1996 – rund drei Monate nach der Falschmeldung.
Stereomike - 21. Mär, 18:55